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8
Feb
2011

Vielleicht Realist?

"Der Optimist behauptet, dass wir in der besten aller möglichen Welten leben; und der Pessimist fürchtet, dass dies wahr ist."

James Branch Cabell (* 14. April 1879, Richmond (Virginia); † 5. Mai 1958 ebenda) war ein US-amerikanischer Autor. Cabell verarbeitet in seinen Geschichten nicht nur viele Einzelheiten seiner eigenen Biographie, er greift als zentrales Thema auch die verschiedenen Lebensauffassungen auf. Nach ihm gibt es drei grundlegende Einstellungen: Die Anhänger der chevaleresken Attitüde nehmen die Werte der Umwelt ernst und bemühen sich nach ihnen erfolgreich zu sein; die Anhänger der galanten Attitüde reagieren ablehnend und veralbernd auf diese Werte, setzen jedoch nichts Neues an deren Stelle und die Anhänger der poetischen Attitüde setzen sich über die Werte hinweg, um eigene zu kreieren.

Ein wunderbar glaubensfreies Zitat. Der Optimist kann kein gläubiger Mensch sein und der Pessimist darf es so nicht sein. Darum geht es aber nicht, es war nur mein erster Gedanke zu diesen Worten. Alles ist relativ, das ist bekannt. Seit ewigen Zeiten spaltet sich unsere westliche Welt in Optimisten und Pessimisten auf - dies haben wir in erster Linie dem Katholizismus und seinem Weltbild zu verdanken. Das Erscheinen von Menschen, die sich als Realisten sehen, ist sehr viel neuer. Viele Jahrhunderte war es schlicht unvorstellbar. Ein optimistischer Mensch sieht in allen Dinge etwas gutes, so also auch in unserer Welt. Sie ist für ihn das kleinstmögliche Übel, gleichzeitig die Welt, die er sich am besten vorstellen kann. Nun kann man darüber streiten, ob dieser Mensch wirklich einfach nur Optimist ist, ob er strohdumm ist oder ob er keine Fantasie hat. Ich halte unverbesserliche Optimisten (werden bei mir auch unter der Kategorie "Dauergrinser" geführt) für strohdumm und/oder sehr hoffnungslos. Das nur am Rande. Dann sind da noch die Pessimisten, die ewigen Zauderer. Sie führen kein leichtes Leben, denn sie machen es sich selbst gerne schwer. Eigentlich eine geschickte Taktik, denn wer immer nur das Schlechteste erwartet, kann vom Leben nur schwer enttäuscht werden. Wobei dieser Punkt variabel ist; vermutlich werden die meisten Pessimisten erst durch große Enttäuschungen zu dem, was sie sind. Selbstschutz, betonieren der Seele. Obwohl - das auch nicht, denn ein Pessimist empfindet Schlechtigkeiten ja, er blendet sie nicht aus. Seis drum. Ich glaube an einen Mittelweg. Ich weiß, wie schlecht die Welt ist, aber wie gut es mir geht. Vielleicht bin ich deswegen Realist, vermutlich - würde mich jedoch nie als solchen bezeichnen, da auch ich meine Seele schon einbetoniert habe. Ich weiß, wie schlecht die Welt ist, blende es aber aus. Ich weiß, dass ich die Welt nicht besser machen kann, dass sie so oder so eher noch schlechter werden wird. Ich bin Pessimist. Ich weiß, dass mein eigenes Leben (eigentlich) sehr gut ist. Ich bin Egoist. (Bin ich deswegen Egoist?) Ich weiß, dass meine Zukunft, wenn ich einfach ich selbst bleibe, noch besser werden wird. Ich bin Optimist. Frei nach Sokrates: ich weiß, dass ich nichts weiß. Ich bin Realist. Man muss weder optimistisch, noch pessimistisch durchs Lebens gehen - man sollte nur versuchen, sich niemals selbst zu belügen und sich immer eine eigene, unvoreingenommene Meinung zu bilden. Pauschalisierungen helfen da nicht weiter.

Stimmung: JSB//Toccata und Fuge in d-Moll (BWV 565) http://www.youtube.com/watch?v=ipzR9bhei_o (ganz bewusst ausgewählt!)

Dieser Text ist meinem Papa gewidmet.

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